Eine lange Berg- und Traillaufsaison neigt sich zunehmend dem Ende zu. Nach vielen Kilometern, Höhenmetern, Erfolgen und einer kurzen Regeneration waren noch zwei weitere Highlights in unserem Kalender rot angestrichen. Bevor uns das letzte Finale Mitte Oktober in Italien erwartet, standen vergangene Woche die World Mountain and Trail Running Championships in Spanien an.
Unsere stärksten Straßenläufer waren zudem noch in der Schweiz und auf besonderer „Mission“ im Allgäu unterwegs.
WMTRC 2025 Canfranc Pirineos, Spanien
Spanien lud zur 3. Ausgabe der gemeinsamen Veranstaltung von WMRA, ITRA und IAU unter der Schirmherrschaft des Weltverbands World Athletics zu den Berg- und Traillauf Weltmeisterschaften. Nach 2021 (Xiangmai, Thailand) und 2023 (Innsbruck-Stubaital, Österreich) trafen 1.600 Athleten aus 73 Nationen für 4 Wettkampftage im Herzen der Pyrenäen zusammen. Das kleine, auf 1.100m Seehöhe gelegene Örtchen Cranfranc mit seine 600 Einwohnern wurde wieder zur internationalen Bühne, hat es doch bereits Erfahrungen als WMRA Berglauf-Weltcup und Weltmeisterschaftsveranstalter.
Im Tal des Aragòn gelegen, ist Cranfranc nur einen Steinwurf von der französischen Grenze entfernt. Sein berühmter Bahnhof hat eine lange Geschichte und war vom 25.-28.09. nun Start- und Zielbereich für alle Bewerbe (Uphill, Short Trail, Long Trail, U20 und Classic).
Unsere Athleten starten seit vielen Jahren bei Berglauf-Weltmeisterschaften. Vier Weltmeister- und Vizeweltmeistertitel konnten sie sich bereits auf ihre Schultern heften, doch bis dato waren wir die „Exoten“ bei diesen Events. Doch in diesem Jahr, und dies unterstreicht die Entwicklung der Sektion Berglauf im kenianischen Verband, waren 13 kenianische Athleten nach Spanien gekommen. In der Startliste schienen sogar 16 Läufer auf, 3 davon mussten ihre Teilnahme allerdings kurzfristig absagen. 9 dieser 13 Athleten aus Kenia sind Mitglieder aus unserem Verein, die unsere Dominanz im internationalen Berg- und Traillauf eindrucksvoll widerspiegelten.
In 3 der 5 Bewerbe war das kenianische Team im Einsatz, die Übersicht fasst die Einsätze unserer Läufer zusammen.
- Uphill
- Patrick KIPNGENO
Richard Omaya ATUYA
Philemon Ombogo KIRIAGO - Philaries Jeruto KISANG
Miriam CHEPKORUI
- Short Trail
- Sammy Rotich CHELANGAT
- Philaries Jeruto KISANG
Miriam CHEPKORUI
- Classic
- Gloria CHEBET
Ruth Mwihaki GITONGA - Philemon Ombogo KIRIAGO
Michael Selelo SAOLI
Donnerstag 25.09.25, Uphill
Der Uphill machte den Anfang, 2 Damen und 3 Herren waren am Start, alle aus unserem Team. Auf 6,4 Km waren kräfteraubende 990 Hm zu bewältigen. Der letzte Anstieg ins Ziel war weltmeisterlich steil und forderte allen alles ab.
Die Herren waren als erstes an der Reihe. Titelverteidiger Patrick KIPNGENO war ebenso am Start, wie Richard Omaya ATUYA, der sich im Uphill in den letzten zwei Jahren als außerordentlich stark präsentierte. Philemon Ombogo KIRIAGO war ebenso an der Startlinie, hatte aber nur Außenseiterchancen.
Sehr schnell stach aber besonders ein Konkurrent aus dem Starterfeld hervor. Der Schweizer Remi Bonnet, unseren Herren aus der GTWS mehr als nur bekannt, erlitt im Juni eine Stressfraktur und richtete die letzten Wochen seine Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft aus. Und dies sollte sich an diesem Tag als das richtige Entscheidung auf der schwierigen Strecke herausstellen. Remi war von Beginn an überlegen und sicherte sich den Weltmeistertitel. Wie über die ganze Saison schon erkennbar, zeigte sich Richard in guter Form und wurde Vizeweltmeister. Patrick, noch geschwächt von einer Erkältung, sicherte sich die Bronzemedaille. Nach zweimal Gold, eine weitere großartige Medaille für ihn. Mit Philemons 17. Platz reichte es für Gold in der Nationenwertung!
Die Damen starteten im Anschluss. Philaries Jeruto KISANG, die den Großteil der Saison mit einer Verletzung zu kämpfen hatte, konnte in der kurzen Pause in Kenia zwar gut trainieren, lief aber in den letzten Wochen ihrer Form hinterher. Der 14. Platz war für sie als Vizeweltmeisterin sehr enttäuschend. Für ihre junge und international noch unerfahrene Kollegin Miriam CHEPKIRUI waren Terrain und Konkurrenz noch zu viel, sie belegte den 54. Platz. Sie machte wertvolle Erfahrungen, ihre Zeit wird sicher noch kommen.
Freitag 26.09.25, Short Trail
Noch nie stellte Kenia bei Weltmeisterschaften einen Läufer über die Short Trail Distanz. Eine Premiere also für Sammy Rotich CHELANGAT, der in diesem Jahr mit dem Sieg beim ISTRIA 100 und dem 3. Platz beim Mozart 100, jeweils über die Marathondistanz aufhorchen ließ. Sein DNF beim OCC in Chamonix Ende August war jedoch ungünstig, dennoch ging er voll motiviert an den Start. Sein Potenzial auf dieser Bühne war ungewiss, aber ein Top 20 Ergebnis an einem guten Tag durchaus denkbar. Wir waren sehr gespannt.
Leider sollte an diesem Tag so gar nichts zusammen passen. Schon nach 6 Km der 44,5 Km langen Strecke mit 3.660 Höhenmetern war Sammy bereits deutlich hinter den Schnellsten hinterher. Es wurde ein ein 6,5 Stunden langer Kampf für ihn, der schließlich am 131. Platz endete. Das anspruchsvolle Gelände mit seinen vielen, sehr technischen Abschnitten forderte ihn sehr, die Beine waren von Beginn an schwer. Sammy nimmt ebenfalls viele Erfahrungen mit nach Hause und wird diese sicherlich für sich nützen.
Sonntag 28.09.25, Classic
Nach einem freien Tag am Samstag, den die Athleten zum Training nützten, war das kenianische Team mit Ruth Mwihaki GITONGA, Gloria CHEBET und Joyce Muthoni Njeru bereit. Am Sonntag starteten die Damen nach den U20 Bewerben (ohne kenianische Beteiligung) zuerst auf die schnelle 14,3 Km lange Strecke mit 775 Hm.
Gloria startete extrem schnell zusammen mit drei Läuferinnen aus Uganda, mit denen man neben US-amerikanischen und europäischen Teilnehmerinnen durchaus rechnen durften. Gloria ging ganz vorne in den ersten Anstieg, Ruth dagegen startete konservativer. Doch schnell sollte sich dieses Anfangsbild ändern. Schon nach 3 Km setzte sich die frisch gebackene Uphill-Weltmeisterin Nina Engelhard an die Spitze und Ruth überraschend an die 2. Stelle, im Zweikampf mit einer Läuferin aus Uganda. Auf dem Weg zur Halbzeit kämpfte sich die junge Schweizerin Liaci auf den 3. Platz. An diesem Bild sollte sich auch in der zweiten Runde nichts ändern. Engelhard baute ihren Vorsprung aus und wurde Doppelweltmeisterin. Ruth sichert sich die fantastische Silbermedaille vor der Schweizerin Liaci. Mit Platz 4 für Njeru und Platz 8 für Gloria, erreichten die kenianischen Damen die Goldmedaille im Team!
Zwei Stunden nach den Damen starteten die Herren auf derselben Strecke, als allerletzter Bewerb der WMTRC. Neben Philemon Ombogo KIRIAGO war auch Michael Selelo SAOLI am Start, der Ende August das Classic Finale des WMRA-Weltcups in Slowenien gewonnen hatte. Wir sahen ihn durchaus als einen Anwärter auf eine Medaille. Philemon war der Vizeweltmeister über diese Distanz von 2021 und 2023, das Herrenteam aus Uganda galt als größte Konkurrenz.
Philemon ging mit den ugandischen Läufern unmittelbar nach dem Start auf Tuchfühlung. In rasend schnellem Tempo stellte er mit seinen ostafrikanischen Konkurrenten die Führungsspitze. Recht schnell siebte sich das Quintett auf eine Duo aus. Der Ugander Kiprotich baute eine gut 30 Sekunden große Führung bis zum höchsten Punkt der 1. Runde auf. Hinter Philemon als Zweitem, machten sich die Kenianer Koros und Machoka auf die Verfolgung, die mehrmals auch im ersten Downhill die Position wechselten. Im zweiten Bergaufstück schloss Philemon auf den Konkurrenten aus Uganda auf, doch am höchsten Punkt hatte dieser wieder ein paar Sekunden Vorsprung. Im zweiten Downhill fiel die Entscheidung, Philemon überholte Kiprotich und baute seinen Vorsprung aus. Philemon konnte endlich, nach zwei Silbermedaillien 2021 und 2023, den Weltmeistertitel im Classic erreichen! Mit Bronze für Machoka, Platz 5 für Karos und einem starken Finish von Saoli auf den 6. Platz, erreichten die Herren ebenfalls die Goldmedaille in der Teamwertung!
- Einzelmedaillien
- Gold: Philemon Ombogo KIRIAGO (Classic)
Silber: Richard Omaya ATUYA (Uphill)
Silber: Ruth Mwihaki GITONGA (Classic)
Bronze: Patrick KIPNGENO (Uphill)
- Teammedaillien
- Gold: Team Uphill Herren
Gold: Team Classic Damen
Gold: Team Classic Herren
Neben der WMTRC waren unsere Straßenläufer ebenfalls erfolgreich im Einsatz.
Grüntenstafette, Deutschland
Ca. 24 Km nördlich von Oberstdorf liegt Burgberg im Allgäu am Fuße des Grünten (1.738m). Seit 2014 wird hier die besondere Staffel aus 6 Bewerben, den Berg Grünten hinauf und hinunter, ausgetragen. 247 Teams und somit 1.500 Sportler stellten sich dieser Aufgabe.
Zur „Trailrun-Rennrad-Berglauf-Alpinlauf-Mountainbike-Straßenlauf“ Staffel bestehend aus 6 Teilnehmern, waren Vincent Kimutai TOWETT und Joseph Kamau GITHAKWA nach Burgberg gekommen. Jeder Teilnehmer war nur für eine Disziplin zugelassen, der Zeitchip wurde bei Übergabe an den Teampartner übergeben.
Vincent und Kamau starteten über den Trailrun mit 5,9 Km und 193 positiven Höhenmetern. Mit dem Streckenrekord von Vincent war schon der erste Stein für den Gesamtsieg gelegt. Kamau wurde zweiter hinter Vincent. In der Gesamtwertung bedeutete dies Platz 1 für Sport Haschko Team mit Vincent, inklusive Streckenrekord und Platz 4 für Sport Haschko Team Friends mit Kamau. Herzlichen Glückwunsch!
Stralugano, Schweiz
Schon mehr als 10 Jahre kommen wir an den Luganersee. Neben dem 10 Km Lauf nehmen unsere Athleten am Halbmarathon teil. Unsere erfahrenen Läufer Shadrack Kipkurui KENDUIYWO und Simon Mwangi WAITHIRA waren allerdings Debütanten im Tessin. Der Halbmarathon war am Sonntag ihr Ziel.
Neben weiteren drei weiteren Kenianern war aber der Schweizer Lobalu ihr stärkster Konkurrent. Das Trio baute sukzessive einen kleine Vorsprung auf, die Entscheidung fiel im Zielsprint zugunsten Lobalu mit 1,5 Sekunden Vorsprung auf Simon und 5 Sekunden auf Shadrack. Die weiteren Verfolger hatten schon über eine Minute Rückstand auf das Podium. Well done guys!
In zwei Wochen findet das Final der GTWS am Lago di Ledro in Italien statt. Unser Berglauf-Team wird sich nun in Ruhe auf diese letzte, aber wichtige Herausforderung in dieser Saison vorbereiten.
Euer run2gether Team