Ein erstes Finale im August? Das mag aufmerksamen Lesern unserer langjährigen Berichterstattung zurecht reichlich früh erscheinen. Der Grund dafür sind die vom 25.-29.9.2025 in Spanien stattfindenden World Mountain and Trail Running Weltmeisterschaften.
Mit dem Finale am vergangenen Wochenende waren alle 15 WMRA Weltcup-Bewerbe der heurigen Saison absolviert. Dass diese zwei Finalrennen die Gesamtwertung nochmals ordentlich durchrütteln könnten, hatten wir uns erhofft, aber keineswegs als Selbstverständlichkeit angesehen.

Das rennfrei Wochenende des letzten Wochenendes hatten unsere Athleten in Osttirol zur Regeneration und Vorbereitung auf die kommenden, schweren Rennen genutzt. Ein großes Team reiste von Kals aus nach Slowenien. Für ein stark besetztes Straßenrennen in Italien bekamen wir “frische” Verstärkung direkt aus Kenia.

Start zum Velinka Planina Race am Samstag

WMRA Weltcup Finale, Slowenien
Mit den Rennen Nr. 14 und 15 in Slowenien schloss sich der Kreis der diesjährigen Weltcupsaison. Beide Rennen brachten unserem starken Team nochmals die Möglichkeit, mit guten Ergebnissen wertvolle Punkte für die Gesamtwertung und die Einzelkategorien zu sammeln. Besonders spannend war es bei den Herren, denn nur wenige Punkte trennten unsere stärksten Läufer von dem in Führung liegenden Kenianer Machoka. Dementsprechend motiviert reiste unser 8-köpfiges (!) Team, mit Gloria CHEBET, Josphat KIPROTICH, Richard Omaya ATUYA, Philemon Ombogo KIRIAGO, Michael Selelo SAOLI, Ephantus Mwangi NJERI, Elija Kamau KARIUKI, Wendelin MÖRTENDORFER und Laufgast Daniel, die knapp 200 Km von Kals nach Kamnik, das nur wenige Km nördlich von Ljubljana liegt. Zwei unserer wichtigsten Athleten mussten ihren Start aber kurz vor dem Finale leider zurückziehen: Patrick war erkrankt und Philaries musste ihren Aufenthalt in Österreich aus familiären Gründen vorzeitig abbrechen.

Das Finalrennen vom Samstag ist auch Austragungsort der Berglauf-Europameisterschaften 2026 und diente daher gleichzeitg als Generalprobe. Zudem nutzten viele Läufer diese Möglichkeit als Vorbereitungslauf für die WM im September. Dass beide Strecken wahrlich meisterschaftlich sind, hatten die Veranstalter in der Vergangenheit mehrfach bewiesen: Bereits 2010 wurden hier die Berglauf-WM und 2017 die EM ausgetragen.

Mit den Finalläufen wurden auch die Overall und Disziplinen-Wertungen premiert. Dazu wurden die Punkte der besten 9 Ergebnisse aus den 15 Weltcup-Bewerben herangezogen. Für alle Rennen gab es gleich viel Punkte, bei wenigen wurden zusätzliche Bonuspunkte vergeben.
Am Vortag des Uphill-Bewerbs war das Wetter denkbar schlecht. Die schöne Landschaft war in dichte Wolken eingehüllt, die Streckenbesichtigung erfolgte bei starkem Regen. Doch über Nacht beruhigte sich das Wetter, sodass die Teilnehmer  am Samstag und Sonntag ideale Wettkampfbedingungen erwartete.

Samstag, Velinka Planina, Uphill
Die lieblichen Forst-, Wald- und Wiesenwege der 8,5 Km langen Strecke täuschten nicht darüber hinweg, dass die knapp 1.300 Höhenmeter mit teilweise sehr steilen Anstiegen, eine große Herausforderung darstellte. Wer nach dem Start in Stahovica (450m) überpacte, wurde spätestens beim ersten richtig steilen Anstieg bestraft. Josphat, Richard und Philemon führten, zusammen mit einer kleinen Gruppe, das Rennen entschlossen an. Das taktische Ziel war, den führenden Kenianer Machoka möglichst auf Abstand zu halten, um den Punkterückstand in der Overall-Wertung zu verkleinern. Dies galt vor allem für Philemon, der durchaus noch Chancen auf den Gesamtsieg hatte. Saoli und Richard kämpften um die weiteren Podestplätze. Bei den Damen war Gloria nach dem Ausfall von Philaries im Rennen auf sich allein gestellt. Der Rückstand in der Gesamtwertung als 4. zum Podium war zwar groß, aber nicht unerreichbar.

Nach dem ersten Drittel der Strecke hatten sich Josphat und Richard von der Gruppe gelöst, Philemon lief zusammen mit dem starken Italiener Rostan. Josphat versuchte sich von Richard zu lösen, dieser ließ sich aber nicht abschütteln. Richard, derzeit wohl unser stärkster Bergauf-Läufer, unterstrich einmal mehr seine Stärke und ließ sich den Sieg beim Uphill nicht nehmen. Mit knapp einer Minute Vorsprung führte er einen Dreifacherfolg unserer Herren an. Josphat überzeugte als Zweiter, Philemon schüttelte mit einem starken letzten Abschnitt den Italiener ab und belegte Platz 3. Saoli auf dem 8. und Ephantus auf dem 9. Platz ergänzten das hervorragende Top 10 Resultat unseres Teams. Elija verpasste dieses als 11. nur knapp. Wendelin zeigte ebenfalls eine großartige Leistung als 25. in einem sehr starken Teilnehmerfeld!
Bei den Damen entschied sich Gloria für einen defensiven Start und hielt sich daher in der ersten Hälfte zurück. In Abwesenheit der im Weltcup führenden Schottin Adkin und der Kenianerin Njeru ließ sie sich vom hohen Anfangstempo der überragenden Finnin Saapunki nicht beeindrucken. In der zweiten Hälfte kam sie immer näher an die spätere 4. Platzierte Mayr heran. Im Ziel auf dem Gradišče 1.660m fehlten ihr letztlich am 5. Rang nur wenige Sekunden auf die Österreicherin.

Die großartigen mannschaftlichen Ergebnisse machten die Gesamtwertung wieder spannend, denn Philemon übernahm Overall die Führung mit hauchdünnem Vorsprung von 10 Punkten. Saoli auf dem 3. und Richard auf dem 4. Gesamtrang hatten zwar nach vorne zum Zweitplatzierten einen großen Rückstand, der Kampf um Platz 3 wurde somit erst am Sonntag entschieden.
Nun galt es sich für die schweren 10 Km am Sonntag schnell und gut zu regenerieren.

Ergebnisse Velinka Planina

Sonntag, Šmarna Gore Race, Classic Up- and Down
1979 begann die Geschichte dieses Bewerbs. Was als Lauf einiger Enthusiasten begann, sollte schnell eine Fixgröße im damals noch kleinen Berglaufzirkus werden. Seit den späten 1990-er Jahren findet man diesen Bewerb im jährlichen Berg- und Weltcup-Kalender. Šmarna Gora wurde zum Gastgeber von Europa- und Weltmeisterschaften und ist als Berglauf-Veranstaltung nicht mehr wegzudenken. Seit 2018 sind wir in Slowenien zu Gast und durften hier schon großartige Erfolge feiern.
Nur 24 Stunden blieben den strapazierten Beinen, sich auf die neue Belastung vorzubereiten. Die Classic-Distanz am Sonntag war mit 10 Km nur unwesentlich länger, die positiven Höhenmeter waren mit 700 Hm aber fast halbiert. Bei den 350 Hm bergab waren gute Downhill-Qualitäten nötig. Nach der Papierform spielten diese Verhältnisse eher in die „Beine“ von Philemon, Saoli und Ephantus. Auf der anderen Seite war Richard als Titelverteidiger und Streckenrekordhalter auch wieder am Start. Für große Spannung war jedenfalls gesorgt.
Ähnlich wie am Vortag starteten unsere Läufer mit großer Entschlossenheit. Josphat setzte sich an die Spitze, gefolgt von Philemon und Richard. Der Kenianer Machoka versuchte sich an Richard anzuhängen.

Doch während 10 harter Kilometer kann viel passieren. In einem hervorragenden Rennen krönte sich Philemon nicht nur zum Tagessieger mit überragendem Streckenrekord (43 Sekunden unter Richards aus dem letzten Jahr), sondern aufgrund der Bonuswertung und dem 4. Platz seines Kontrahenten, auch zum Gesamtweltcupsieger in der Overall Wertung. Dies unterstreicht seine starken Leistungen, die er diese Saison wieder eindrücklich abgeliefert hat. Josphat wurde erneut 2., gefolgt von Richard, also der zweite Dreifacherfolg innerhalb von 24 Stunden bei den Herren! Saoli als 5. und Ephantus als 6. rundeten das Top-Ergebnis ab. Elija kämpfte sich trotz einer Knöchelverletzung als 20. ins Ziel. Mit seinem 23. Platz trumpfte Wendelin stark auf. Für Laufgast Daniel lief es subjektiv nicht ganz nach Plan, aber sein 32. Rang war mehr als nur respektabel in diesem starken Feld! Auch in den Einzelkategorien der Gesamtwertung sicherte sich unser Team Einzelsiege und Podestplätze (s. Tabelle).

Bei den Damen durften wir uns ebenfalls über einen beeindruckenden Sieg von Gloria, ihren allerersten im Weltcup, freuen. An diesem glänzenden Tag ließ sie keinen Zweifel an ihrem Talent und ihrem Potenzial. Mit ihrem Sieg im Šmarna Gora Race katapultierte sie sich zudem in der Overall-Wertung auf den 3. Gesamtplatz und das mit „nur“ 7 Weltcuprennen.

Hongera sana!

Ergebnisse Šmarna Gore Race

Die Top 3 Weltcupergebnisse Overall und in den Disziplinen im Überblick:

  • Top 3 Overall Damen
  • Scout Adkin GBR
  • Valentine Jepkoech Rutto KEN
  • Gloria CHEBET run2gether
  • Top 3 Overall Herren
  • Philemon Ombogo KIRIAGO run2gether
  • Paul Machoka KEN
  • Michael Selelo SAOLI run2gether
  • Kategorie Uphill Damen
  • Scout Adkin GBR
  • Gloria CHEBET run2gether
  • Valentine Jepkoech Rutto KEN
  • Kategorie Uphill Herren
  • Richard Omaya ATUYA run2gether
  • Philemon Ombogo KIRIAGO run2gether
  • Paul Machoka KEN
  • Kategorie Classic Damen
  • Valentine Jepkoech Rutto KEN
  • Scout Adkin GBR
  • Gloria CHEBET run2gether
  • Kategorie Classic Herren
  • Paul Machoka KEN
  • Michael Selelo SAOLI run2gether
  • Philemon Ombogo KIRIAGO run2gether

Von den slowenischen Bergen ging es für uns weiter nach Italien.

Giro delle Mura, Feltre, Italien
Die kleine Stadt Feltre, nahe Belluno in Venetien, lud zum abendlichen Straßenlauf, bei dem die Elite einen „Spättermin“ hatte. Denn erst um 22.00 ging es auf die 9,5 Kilometer durch die Stadt. Der Streckenverlauf umfasste neun Runden.
Nach einer längeren Pause waren wir wieder in Feltre vertreten. Vincent Kimutai TOWETT war vor wenigen Tagen in Italien gelandet, nachdem er bereits im April beim Halbmarathon in Prag im Einsatz war. Mit einer PB von 27:42 über 10 Km aus dem vorigen Jahr, zählte er definitiv zu den Favoriten.

Der Rundkurs führte das Feld durch das Zentrum von Feltre, inklusive einer 180° Kurve, die eben 9 Mal zu bewältigen war. Der regennasse Boden sollte dies noch

Ein starker 3. Platz für Vincent in Italien; Photo Credit Giro delle Mira

erschweren. Die Elitegruppe blieb auf den ersten Kilometern dicht zusammen, ehe sich der Italiener Yemaneberhan Crippa mit Vincent etwas lösen konnte. Während Crippa seinen Vorsprung ausbaute, hatte Vincent zunächst die Verfolger im Griff. Auf den letzten 4 Runden wurde er allerdings eingeholt und musste seinem Verfolger den 2. Platz überlassen. Mit Platz 3 sichert sich Vincent aber einen starken Platz auf dem Podium. Well done!

Vincent hat noch weiter Ziele in Europa, unter anderem den Straßenlauf in Arrezzo am kommenden Mittwoch und den Kärnten Läuft Halbmarathon am kommenden Sonntag.

Ergebnisse Giro Delle Mura

Euer run2gether Team