Unsere Praktikantin Anouk in Kiambogo ist weiterhin fleißig und schildert uns heute von ihrer Arbeit in den Schulen und ihre persönlichen Eindrücke über Familien und Erziehung. Außerdem erzählt sie von ihrem Besuch der Kirche.


Meine
Zeit in Kenia (07.02-14.02)

Diese Woche habe ich mit einem Workout gestartet, um mich gut für meine kommende Mount Kenya Besteigung vorzubereiten.
Am Anfang der Woche habe ich wieder Naomi Waithera besucht, eine 101 Jahre alte Frau mit sehr viel Lebensfreude. Es wird gerade ein neues Gebäude für sie gebaut, in dem in einem Teil die neue Küche sein wird und im anderen ihre Tiere untergebracht werden. Sie macht wunderschöne Strohkörbe, die sie dann auf dem Markt verkauft.

Den Rest der Woche habe ich in den Schulen verbracht. Am Mittwoch haben wir die Daten unserer Patenkinder in den verschiedenen Schulen (Primary Longonot, Primary Sision, Primary Kiambogo und Secondary Kiambogo) aktualisiert. Somit hatte ich die Möglichkeit, alle Patenkinder zu sehen und dabei auch den Rektor der Primary Sision kennenzulernen. Er ist ein offener und netter Mann, der sich sehr um seine Schule sorgt. Dieses Jahr wird sein letztes Jahr sein, da er danach in Pension geht und danach auf seiner Farm arbeiten wird, um dann wieder näher bei seiner Familie zu sein. Leider hat er seine Frau und einen Sohn verloren. Die Kinder in der Primary Kiambogo sind sehr anhänglich und begeistert von den Menschen mit einer hellen Haut. Der Schulmeister hat versucht ihnen zu erklären, dass alle Menschen genau gleich sind und der einzige Unterschied die Hautfarbe ist.

In der Secondary Kiambogo habe ich ein Mädchen näher kennengelernt, die sehr offen von ihrer Schule erzählt hat. Die Secondary Kiambogo ist ein Internat, in dem 100 (!)  Mädels in einem Schlafsaal schlafen. Sie erzählt mir, dass die SchülerInnen immer noch ‚inoffiziell‘ geschlagen werden, wenn sie nicht gehorchen. Hoffentlich wird das in nächster Zeit abgeschafft, jedenfalls müsste man auf dieses Thema in Zukunft auf jeden Fall näher hinschauen.

In der Woche habe ich auch die Kamuyu Primary School besucht, die run2gether zwar seit dem Vorjahr unterstützt, aber momentan noch keine Patenkinder zur Schule gehen. Es mussten die gespendeten Stühle noch fertig gestrichen werden, weswegen ich einen ganzen Tag hier verbracht habe. Insgesamt habe ich 50 Stühle gestrichen. Die Schule ist 5km vom run2gether Camp entfernt und in der Nähe befanden sich Giraffen und Zebras. Die Kinder der Schule waren sehr nett, neugierig und anhänglich. Wenn kein LehrerIn auf sie geachtet hat, sind sie um mich herum gestanden und haben mich voll vereinnahmt. Mir kam es so vor, als würden sie mich nicht sehr ernst nehmen, ich wurde scheinbar ausgelacht und nachgemacht, wenn ich was gesagt habe. An diesem Tag wurde, so wie alle 2 Wochen,Obst an die SchülerInnen ausgeteilt, die run2gether das ganze Schuljahr über spendet, es gab Mangos. Ins Camp bin ich zu Fuß zurück gegangen, das war sehr entspannend und ich konnte dabei ein bisschen abschalten.

Die Athletin Caroline, die gerade im Camp trainiert, hat ein Mädchen im Alter von fast zwei Jahren. Manchmal wacht sie am frühen Vormittag auf, wenn ihre Mutter beim Training ist. Dann nehme ich sie meistens aus ihren Bett. Sie ist so ein süßes, unkompliziertes Kind und kann sich lange mit etwas beschäftigen. Am Sonntag habe ich das erste Mal die christliche Kirche in Kenia besucht. Meistens dauert ein Gottesdienst um die 4-5 Stunden, man kann allerdings kommen und gehen wann man will. Wir waren 2 Stunden da, am Anfang wurde sehr viel gesungen und getanzt. Dann haben wir uns vorgestellt und danach gab es ein Gebet von der Priesterin. Man spürt richtig, wie sehr die Einheimischen die Hl. Messe am Sonntag genießen. Jeder kann zum Altarraum hinausgehen und singen. Der Glaube an Gott stärkt die Leute und lässt sie wachsen, er ist ein großer Ankerpunkt für sie.

Später sind wir noch zur Tankstelle oben am Berg gelaufen. Dort kann man jegliche Sachen kaufen. Wir haben die Aussicht genossen und sind danach wieder runterspaziert.

Den Tag vor der Abreise zum Mount Kenya habe ich mit Packen und Fertigstellen der Schülerlisten verbracht. Die Aufregung stieg und ich konnte es kaum erwarten, mich auf die Reise zu machen.

Abschließend möchte ich meinen Fokus dieses Mal den Familien in der Umgebung schenken. Ich hatte die Möglichkeit, schon einige Familien zuhause zu besuchen. Alle waren sehr gastfreundlich und baten immer Tee an. Dabei wurde mir auch von einigen Schicksalsschlägen erzählt. Einige der Familien wachsen ohne Vater auf, da dieser einem anderen Stamm angehört und nicht in der Gegend wohnen darf. Mehr als einmal habe ich mitbekommen, dass die Kinder von der Großmutter oder dem Großvater aufgezogen werden, da die Mutter verstorben oder abgehauen ist. Ein anderer Schicksalsschlag ist, dass die Mütter nach der Geburt verlassen werden und dadurch kein Recht haben, selbst Land zu besitzen. Somit müssen sie immer von einem Ort zum anderen ziehen. Viele Familien sind Bauern, das Obst und Gemüse ist ihre einzige Einnahmequelle, mit dem sie versuchen, über die Runden zu kommen. Hoffentlich wird es dieses Jahr noch genug regnen, damit ihre Ernte nicht kaputt geht. Ich wünsche allen Familien viel Kraft und bin von ihrer Lebensfreude und ihrem Ehrgeiz begeistert. Viele EuropäerInnen könnten sich hiervon eine Scheibe abschneiden.

Vielen Dank Anouk, für deine vielfältigen und kurzweiligen Erzählungen

Euer run2gether Team

25. Feb. 2023