Philipp WESTPHAL, 26 Jahre, lebt in Deutschland und hat sich im vergangen Sommer Auszeit aus seinem Berufsalltag genommen, um für ein Monat in unserem run2gether Camp in Kiambogo in Kenya zu verbringen. Er erzählt uns wie er dort gemeinsam mit unseren Athleten lebte und trainierte und vor allem wie er die kenianischen Menschen und ihr Land erlebte:

Meine Reise ins run2gether-Laufcamp

Im Juli 2022 verbrachte ich einen Monat im run2gether Camp in Kenia. Mein Wunsch für diese Reise war es, das Land und vor allem die Leute und Kultur kennenzulernen. Als durchschnittlicher Hobbyläufer wollte ich mich aber auch mal mit der kenianischen Laufkultur auseinandersetzen, die mich immer sehr beeindruckte. Es war meine erste Reise nach Afrika und die Zeit im run2gether-Camp ermöglichte mir vielfältige und emotionale Einblicke in eine für mich fremde Kultur. Ich nahm an den regelmäßigen Lauftraining-Einheiten mit kenianischen Läuferinnen und Läufern teil, besuchte Schulen und Kindergärten, versuchte mich ein wenig ehrenamtlich einzubringen, ging auf afrikanische Märkte, half beim Kochen kenianischer Gerichte und lerne täglich neue liebenswerte Menschen und deren Geschichte kennen.

Die Anreise

Von Hamburg aus flog ich über Dubai nach Nairobi. Ich landete morgens um 6h am Flughafen Jomo Kenyatta International in Nairobi. An der orangefarbenen run2gether-Trainingsjacke erkannte ich Paul, der mich am Ausgang des Airports abholte. Wir fuhren durch einen hektischen Verkehr über Landstraßen heraus aus der Nairobi-Innenstadt in Richtung Kiambogo. Kurz vor Ankunft im Camp fuhren wir mit dem dunkelgrünen Toyota-Landcruiser, einem Modell aus den 80ern, über holprige Sandwege an Feldern und kleinen Bauernhäusern vorbei. Im Camp angekommen wurde ich von allen liebevoll zum Frühstück begrüßt und im Anschluss durch das ganze Camp geführt. Paul zeigte mir am Mittag die Nachbarschaft, indem er mit mir einen eineinhalbstündigen Spaziergang machte.  

Die Laufkultur im run2gether-Camp

Ich selbst bin ein Hobbyläufer, der ca. 2-3 Mal in der Woche für 7-10 km laufen geht. Früher war es etwas mehr, doch nach 2 Marathons in jungen Jahren habe ich meine Laufroutinen etwas zurückgefahren. Ein Besuch im run2gether-Camp sollte unter anderem auch meine Lauf-Leidenschaft wieder erwecken und bei einer Höhe von ca. 2.300 Meter über dem Meeresspiegel auch ein gutes Konditionstraining sein. Jeden Morgen um 6h treffen sich alle Läuferinnen und Läufer zum Warm-Up und dem anschließenden Morgen-Run. Je nach Trainingsplan werden 6-15 km in unterschiedlichen Tempi gelaufen. Ich bekam einen Läufer an die Hand, der mich bei meinen Läufen begleitete, da ich bei den Trainingseinheiten der Läuferinnen und Läufer konditionell nicht mithalten konnte.

So konnte ich perfekt in meinem persönlichen Anforderungsniveau trainieren. Die Stimmung, bei Sonnenaufgang durch die kleinen sandigen Feldwege zu joggen und dabei den vielen Kindern auf dem Weg zu ihrer Schule zu begegnen, ist einfach jedes Mal aufs Neue atemberaubend gewesen.

Auch lief ich sehr gerne auf der von run2gether selbst errichteten Laufbahn, die sich ca. 1km vom Camp entfernt befindet. Während ich es bei einem Training pro Tag beließ, liefen die Läuferinnen und Läufer des Camps 2-3 Mal pro Tag.

Ich hatte das Glück, den einmal monatlich stattfindenden 30km-Run miterleben zu dürfen und einen Teil davon als Mitfahrer auf einem Motorrad zu begleiten. Es war für mich eine unbeschreibliche Stimmung und beeindruckende Leistung die Läuferinnen und Läufer auf der 30km-Distanz in 1,36h (3,12Min/km) auf 2.300 Höhenmeter begleiten zu dürfen, und das auf unbefestigten und hügeligen Wegen in der Mittagssonne.

Land und Leute

Vom run2gether-Camp ist der mächtige, 2.780m hohe Mount Longonot, ein erloschener Vulkan, zu sehen. Die Gegend ist geprägt von Bäumen, Büschen, Sträuchern und extrem trockenen und unbefestigten Sandstraßen. Die Landschaft ist hügelig und nicht mit jener zu vergleichen, die in Europa auf 2.300 Höhenmetern vorzufinden ist. In Kiambogo leben überwiegend Bäuerinnen und Bauern, mit denen man in englischer Sprache schnell ins Gespräch kommt. Einige Male wurde ich bei meinen Spaziergängen durchs Dorf von Familien auf einen Tee im Wohnzimmer eingeladen. Die Häuser in denen die Kenianerinnen und Kenianer leben sind aus Lehm, Holzbrettern oder Wellblech gebaut. Zu fast jedem Haushalt gehört eine Kuh, Ziegen, Hühner oder auch Hasen zur Deckung des Eigenbedarfs, aber auch zum Verkauf auf dem Markt.

Ca. 5 km vom Camp entfernt befindet sich ein Markt, bei dem auch für das Camp eingekauft wird. Ein voller und bunter Ort, bei dem man sämtliche exotische Früchte, aber auch Fische oder Fleisch – in kleinen Fleischergeschäften – kaufen kann. Für mich war es immer eine spannende Situation auf den Markt zu fahren, war ich doch weit und breit der einzige Weiße.

Am Sonntag ist es immer möglich mit einem der Läuferinnen oder Läufer die christliche Kirche zu besuchen. Anders als in unseren europäischen Kirchen ist hier der ca. 3-stündige Gottesdienst geprägt von Singen, Tanzen und intensivem Beten.

Das Camp

Den Großteil meiner Zeit verbrachte ich mit den Läuferinnen und Läufern im Camp. Ich half in der Küche, hackte gemeinsam Feuerholz, wusch meine Wäsche per Hand, schaute mit allen gemeinsam Fernsehen (in der Regel internationale Lauf-Competitions) oder spielte Brettspiele. Die kenianische Küche hat mir besonders gefallen. Sie ist reichhaltig, gut verdaulich, regional und ähnelt zum Teil der deutschen Küche mit viel Erbsen, Linsen, Kartoffeln, Mais etc..

Das Camp ist ein toller Ort, um mit der kenianischen Kultur und den Menschen direkt und unkompliziert in Kontakt zu treten. Jeden Freitagabend ist Gebetsabend, bei dem Texte aus der Bibel zitiert und interpretiert werden und im Anschluss mit allen getanzt, gebetet und gesungen wird. Ich habe mich jedes Mal auf diesen Teil des Abends gefreut.

Safari in der Masai-Mara

Meine zweitägige Safari im Masai-Mara National-Reserve, das ca. 3,5h vom Camp entfernt liegt, war ein absolutes Highlight meiner Reise. Gemeinsam mit einem Fahrer und Paul, dem Safari-Guide des run2gether-Teams, fuhren wir mit dem vereinseigenen Landcruiser über Landstraßen ins Land der Massai, eine bedeutende und traditionelle Volksgruppe Ostafrikas. Ich hatte das Glück, während der zwei tägigen Safari bei traumhaftem Wetter eine Vielzahl an Tieren in freier Wildbahn zu sehen. Der Masai-Mara National-Reserve grenzt direkt an den Serengeti-Park und “teilt” sich somit auch weitestgehend dieselben Tiere. Wir fuhren auf holprigen Feldwegen inmitten von hundert- bis tausenden Gnu- und Zebra-Herden. Ein unbeschreiblicher Anblick. Bereits am ersten Tag sah ich Elefantenherden, mehrere Löwen, Giraffen, Affen und vieles mehr.


Am Abend kehrten wir in einem kleinen kenianischen Restaurant ein und schliefen abends in einer einfachen Unterkunft. Am nächsten Morgen starteten wir um 6h in der Früh. Neben den am Vortag gesehenen Tieren sah ich Geparden, eine Serval-Wildkatze, Hyänen, Krokodile, Nilpferde und wieder große Gnu- und Zebraherden. Paul kannte jeden Winkel des Nationalparks und wusste genau, wo welche Tiere vorzufinden sind

Ehrenamt

Einen bedeutenden Teil meines Aufenthalts in Kiambogo stellte meine ehrenamtliche Arbeit vor Ort dar. Neben den Routine-Aufgaben wie dem Kochen, Holz Hacken, Auto Waschen, Pflanzen Wässern half ich in den letzten Zügen beim Bau eines großen Wasserspeichers auf dem Camp-Gelände. Dieser Beton-Tank wurde nach Bauende von mir täglich von innen und außen bewässert, als Prävention gegen spätere Rissbildungen durch die Trockenheit.

Auch besuchte ich die Primary School Sision, unweit des Camps, wo ich bei der Essensausgabe half. In der Kiambogo Primary School gab es einiges auf dem Schulgrundstück zu tun. So half ich dem Hausmeister, Bauschutt vom Gelände zu transportieren und den Garten von Unkraut zu befreien. Neben diesen und noch vielen weiteren Aufgaben ging der Monat Aufenthalt in Kenia (leider) schnell rum.

Vielen Dank, lieber Philipp für deine lebhaften Schilderungen!

Wenn auch du einmal weg aus deinem Alltag möchtest, sei es nur für einen Urlaub, für einen Trainingsaufenthalt oder auch, um das wunderschöne Kenya von einer sehr persönlichen Seite kennenzulernen, findest du hier umfangreiche Informationen zu unserem Camp, über Kenya und zu den Buchungsmöglichkeiten.

Euer run2gether Team

25. Sept. 2022