Nach dem Großaufgebot unserer Athleten am letzten Wochenende, wo alle Läufer bei ganz unterschiedlichen Wettkämpfen eingesetzt waren, ging es an diesem Samstag vermeintlich „gemütlich“ zu. Nur zwei Bewerbe waren in unserem Rennkalender vermerkt. Die Zahl sagt freilich nichts über die Wertigkeit der Veranstaltungen aus, denn die Läufe in Frankreich und Italien waren durchaus hochkarätig. 4 Athleten reisten zum nächsten Berglauf Weltcupbewerb nach Frankreich, zwei unserer schnellsten Kenianer in die nördliche Toskana zu einem Stadtlauf über 10 Km.

Montee du Nid d Aigle, Frankreich

Freitag früh machte sich unsere Mannschaft von Kals aus, auf den Weg nach Saint Gervais les Bains, der französischen Seite des Mont Blanc Massives, 25 Km westlich von Chamonix gelegen. Während der 12-stündigen Fahrt zum Ziel, stoppte unser Team in Varese, nahe Mailand, wo zwei Läufer aus- und einer zustieg. Timothy Kimutai KIRUI war erst am Vortag aus Kenia nach Mailand geflogen und wird nun nach zweijähriger Pause, unser Berglaufteam in Europa verstärken. Nach einer durchwachsenen Saison 2021 war Timothy komplett außer Form geraten und schaffte es 2022 leider nicht ins Team. Seine konsequente Vorbereitung und ansprechende Trainingsleistungen überzeugten uns, ihn 2023 erneut ins Team zu holen.

Mit Patrick KIPNGENO, Philemon Ombogo KIRIAGO und Philaries Jeruto KISANG war unser Quartett für den nächsten Einsatz im WMRA Berglauf Weltcup schließlich komplett.

Nach den Auftaktbewerben in den USA und Portugal waren unsere Läufer erst vergangenes Wochenende in Malonno, Italien in den Weltcup eingestiegen und dies gelang gleich äußerst erfolgreich. Nach dem Vertikal und Classic up and down blieb unseren Läufern nur eine Woche zur Regeneration.
Die Strecke in Frankreich am Fuße des Mont Blanc war für Patrick und Philemon kein Neuland, belegten sie 2022 hier schon Platz 1 und 2. Allerdings konnten sie sich auf ihre Vorjahreserfahrungen nur bedingt verlassen, denn aufgrund von Bauarbeiten wurde die Strecke zum letzten Jahr grundlegend verändert und wies auf knapp 20 Km mit 2000 positiven Höhenmetern auch 650 negative Hm auf. Dass unsere Läufer bergab nicht zu den Allerstärksten zählen, ist nicht nur uns, sondern auch den Konkurrenten bekannt. Es war also im Damen-, wie auch Herrenrennen Spannung angesagt.

Samstag früh um 9.00 ging es auf die Strecke. Patrick, Philemon und Timothy setzten sich sofort nach dem Startschuss an die Spitze und legten gleich mit einem Höllentempo vor. Nach den ersten zwei flachen Km waren Patrick und Philemon gleich auf und davon, Timothy mit etwas Abstand dahinter. Doch auch die Zweisamkeit an der Spitze war nicht von langer Dauer, denn Patrick setzte sich schon vor dem ersten Steilstück von seinem starken Teamkollegen ab. Mit getapten Knie – Patrick musste seine Teilnahme aufgrund von Knieschmerzen beim Fletta Trail letzten Sonntag kurzfristig absagen – lief er in unglaublicher Leichtigkeit bergauf, wie bergab einem ungefährdeten Start-Ziel-Sieg entgegen. Nach der Hälfte der Strecke betrug sein Vorsprung schon mehr als 2 Minuten auf Philemon, der sich auch bis ins Ziel halten sollte. Patrick erreichte das Ziel auf knapp 2.400m Seehöhe überlegen als Erster. Zwei Minuten später überquerte Philemon als ungefährdeter Zweiter die Ziellinie. Timothy konnte sich bis KM 11 auf dem dritten Platz halten, aber der zweite, gefühlt endlos steile Anstieg zum Refuge du Nid d’Aigle kostete ihm den Platz am Podest. Er wurde schließlich nur Achter.

Als wahrer Krimi entwickelte sich der Damenbewerb. Schon am letzten Wochenende in Italien wurden die zwei Siege unter drei Frauen ausgetragen. Die Österreicherin Andrea Mayr fehlte allerdings in Frankreich, so kam es zum spannenden Zweikampf zweier kenianischer Spitzenbergläuferinnen. Eine davon unsere Philaries, die in Italien zweimal den 3. Platz erkämpfte. Die andere ist die amtierende Berglauf-Weltcupsiegerin Joyce Njeru, vergangenes Jahr noch in unserem Team. Philaries wusste, dass sie die Stärkere bergauf, aber bergab auf ihre Konkurrentin verlieren würde. Somit war die Taktik klar: bergauf Gas geben, bergab möglichst wenig verlieren. Daran hielt sich Philaries auch bis zum Schluss. Bergauf baute sie ihren Vorsprung etwas auf, in den flacheren und bergabführenden Passagen schmolz ihr Vorsprung dahin. Fast sollte diese Taktik auch aufgehen. Aber auf den letzten 2,5 Km ging es nach dem kräftezehrenden Aufstieg kupiert Richtung Ziel und Philaries spürte ihre Landsfrau näher kommen. Unglaubliche 400m vor dem Ziel wurde sie eingeholt und konnte im Zielsprint nichts mehr entgegensetzen. Mit nur 5 Sekunden Rückstand wurde sie auf den 2. Platz verwiesen. Dieser Zweikampf forderte beiden Läuferinnen alles ab. Eine großartige Leistung von Philaries, die bis zum Schluss beherzt um den Sieg kämpfte!

Ergebnisse Montee du Nid d Aigle

Attraverso le Mura, Italien

Vincent Kimutai TOWETT und Leonard Kipngeno BOR waren die beiden Läufer, die wir auf der Hinfahrt nach Frankreich in Varese „zurückließen“. Dies aber selbstverständlich aus gutem Grund, denn sie waren in Massa zum 10,2 Km Stadtkurs beim Attraverso le Mura gemeldet. Auch keine unbekannte Begegnung mit dem schnellen Kurs in der Toskana für uns, wenngleich unsere beiden Protagonisten in Massa am Samstagabend ihr Debüt feierten. Leonard ist einer unserer Rookies im Team und Vincent in bestechender Form. Er überraschte uns in den letzten Wochen mit seiner Vielseitigkeit. Seine neue PB über 5000m vergangenes Wochenenden auf der Bahn, war eine Visitenkarte für die flachen 10,2 Km.  

Der Elitebewerb in Massa fand traditionell spät abends kurz vor 22.00 Uhr statt. Der Rundkurs musste fünfmal durchlaufen werden. Ein internationales Feld traf sich an der Startlinie. Unter ihnen, der ebenfalls aus Kenia stammende U20 Weltmeister und Afrikameister über 5000m (PB 13:03,19) Edward Zakayo Pingua. Seine Stärke aus den 5000m konnte er auch über die 10 Km in Massa unter Beweis stellen.
Unsere beiden Läufer sollten sich aber mit starken Leistungen hinter Pingua die Plätze am Podest sichern. Die Führungsgruppe zog sich sukzessive nach 2 von 5 Runden auseinander, der harte Kampf um die Plätze verlagerte sich auf die letzten zwei Runden. Vincent und Leonard waren bis zum Schluss zusammen, Vincent hatte letztlich den längeren Atem und finishte knapp 20 Sekunden hinter Pingua und zarte 5 Sekunden vor seinem Mannschaftskollegen auf dem zweiten Platz, Leonard auf dem 3. Rang. Ein tolles Ergebnis der beiden in dem starken Feld! Hongera sana!

Ergebnisse Attraverso le Mura

Euer run2gether Team